Ein in Flammen stehender Sonnenuntergang, begleitet von den Wolken eines abziehenden Gewitters, taucht die Dünen von Nambung im Westen Australiens in ein goldenes Licht einzigartiger Schönheit. Diese an der Küste des Indischen Ozeans gelegenen Dünenfelder bestehen aus einem ganz besonderen Sand, der durch Beimengungen von Eisenoxiden ohnehin schon gelblich ist, weshalb er unter dem reflektierenden Licht eines dramatischen Gewitterhimmels besonders intensiv zu leuchten beginnt.
Dieser Sand entstand nicht wie üblich aus der Verwitterung von Gesteinen. Zudem ist er mit einem Alter von nur 12.000 Jahren geologisch jung. Er besteht aus fein gemahlenen Überresten von Muschel- und Schneckenschalen sowie aus Korallen und zahllosen weiteren kalkigen Organismen, die einst im warmen Wasser des angrenzenden Indischen Ozeans lebten. Der durch beständigen Wellenschlag zerkleinerte Kalk wurde so zu Sand und ausgedehnten Stränden. Beigemengt sind diesen Sanden Anteile von Quarz und Feldspäten, wie sie bei der Verwitterung von Granit, dem Gestein der Kontinente, entstehen. Daher rühren auch die, dem Sand die Farbe verleihenden, Eisenoxide. Mit dem beständig landeinwärts wehenden Wind häufte er sich zu dieser beeindruckenden Dünenlandschaft auf. Sie lagern auf noch älteren Dünenfeldern des Pleistozäns mit einem Alter von 500.000 Jahren, die sich bereits zum Tamala-Kalkgestein verfestigt haben.
Dass der Küste vorgelagerte kontinentale Schelfmeer ist meist 40 Kilometer breit, bis zu 40 Meter tief und weist ganzjährig Wassertemperaturen zwischen 25 und 29 Grad Celsius auf. Diese Leeuwin genannte Warmwasserströmung transportiert das tropisch-subtropische warme Wasser aus dem Norden entlang der Westküste Australiens nach Süden.
In diesem, Landschaft und Himmel verbindenden, goldenen Licht zeigen die einzelnen Dünenkämme feinste Rippen und Strukturen, modelliert von der unermüdlich wirkenden Kraft des beständig wehenden Windes. Wie ein Echo des angrenzenden Indischen Ozeans wandern die Dünen über das Land. Eine stille Erinnerung und würdige Wiederkehr der zahllosen Bruchstücke einst lebendiger Körper in Form von Muscheln, Schnecken und Korallen in einem Meer aus Sand. Was einst in der Tiefe lebte, kehrt hier zurück – eine stille Renaissance, emporgehoben aus der Vergänglichkeit.






