Die Bändereisenerze von Marra Mamba in der Hamersley Range von Karijini im Nordwesten Australiens sind uralte Kunstwerke der Natur, geschaffen von den ersten Lebewesen aus der Frühzeit des Planeten. Vor 2500 Millionen Jahren waren die Meere vor den Küsten des Pilbara Urkontinents Schauplatz gewaltiger tektonischer Veränderungen, die einerseits einen neuen Ozean in der Tiefsee öffneten und andererseits ruhige und stabile Umweltbedingungen in den Flachmeeren des Kontinents erschufen.
Die einzigen Lebewesen, die zu dieser Zeit die Erde bewohnten, waren Bakterien, die sich in einer Welt ohne Sauerstoff von Eisen und Schwefel ernährten. Eisen und Schwefel waren im bräunlich-trüben Meerwasser in gelöster Form im Überfluss vorhanden.
Diese chemischen Verbindungen quollen im Überfluss aus den hydrothermalen Schloten am Grunde des neu entstandenen Ozeans, dort wo der mittelozeanische Rücken starken Vulkanismus erzeugte. Die Bakterien nutzten diesen Überfluss. Als Abfallprodukt ihrer anoxischen Photosynthese wurde das oxidierte Eisen als Rost aus dem Wasser ausgefällt und sammelte sich als gelartiger Sedimentschlamm am Boden der Meere des Pilbara Kontinents an. Die zu dieser Zeit ebenfalls vermehrt vorkommenden Cyanobakterien betrieben bereits die oxygene Photosynthese. Damit gaben sie den ersten freien Sauerstoff in die Flachmeere ab, der sich sofort mit dem gelösten Eisen verband und zusätzlich als Sediment auf den Meeresboden sank.
Die faszinierenden Farben der Marra Mamba Eisenerze entstanden durch mehrstufige geologische Prozesse. Diese beinhalten sowohl primäre Mineralbeimengungen während der Sedimentation des noch gelartigen Schlammes vor 2500 Millionen Jahren als auch spätere sekundäre Mineralumbildungen. Zum Teil wurden die Gesteine entlang von Störungen und Bruchflächen durch heiße hydrothermale Lösungen ausgelaugt und chemisch umgewandelt. Das damit verbundene Kristallwachstum schuf ein Farbspektakel aus umgelagerten Eisenoxiden und Silizium. Dieser Farb- und Formenreichtum setzt sich bis in die winzigsten Brüche im Gestein fort, was die Marra Mamba Bändereisenerze weltweit einmalig macht.
Gelbe Farbtöne entstanden durch mikroskopisch kleine Kristalle des Eisenoxidminerals Goetit. Größere Goetit-Kristalle färbten das Gestein bräunlich. Die blutroten Bereiche entstanden durch winzige Kristalle des Eisenminerals Hämatit. Größere Hämatit Kristalle verändern die Farbe dagegen zu einem metallischen Grau. Die grünen Farbtöne entstanden durch eine Mineralmischung aus blauem Riebeckit und gelbem Goetit. Weiße und teilweise sogar durchsichtige Einschlüsse aus reinem Quarz runden die Farbpalette der Eisenerze ab.
Der Quarz selber kann, wenn er in mikrokristalliner Form vorliegt, durch Beimengungen von Eisenoxiden eine breite Farbpalette annehmen. Chalzedon ist ein mikrokristalliner Quarz, der in seiner roten Form Jasper genannt wird. Schwarze Farben entstanden durch das magnetische Eisenmineral Magnetit.
Eine spektakuläre Besonderheit der Marra Mamba Eisenerze ist das goldglänzende und changierende Mineral Tigerauge. Es besteht ebenfalls aus Quarz mit Beimengungen der roten und gelben Eisenerze Hämatit und Goetit und enthält zudem Krokidolith. Krokidolith ist ein blau schimmernder, feinnadeliger bis pelzig-faseriger Natur-Asbest, der aus dem Mineral Riebeckit entstand. Bei der Kristallisation wurde der Riebeckit durch Quarz, genauer gesagt durch Silizium ersetzt. Dieser Prozess ähnelt dem Versteinern von Holz, wo das organische Material ebenfalls durch Silizium ersetzt wird. Das Tigerauge füllt durch Sekundärmineralisation Hohlräume im Quarzgestein aus, wobei die Asbestfasern immer senkrecht zur Kluft verlaufen.
Die Bakterien, die eine entscheidende Rolle bei der Ablagerung dieser Sedimente in einer Welt fast ohne Sauerstoff spielten, erschufen hier ein Gemälde von unvergleichlicher Schönheit. Es ist nicht nur der unglaubliche Farben- und Formenschatz, der diese Bändereisenerze so besonders macht, sondern vor allem auch ihr unvorstellbares Alter. Darüber hinaus ist es fast unvorstellbar, wie diese Sedimente auf unserem unruhigen Planeten all die Zeit seit ihrer Entstehung vollkommen unbeschadet überstanden haben. Eine Momentaufnahme vom Anbeginn der Erde und vom Anbeginn des Lebens.