In der Abenddämmerung scheint der zunehmende Mond durch einen hohen Eisbergbogen mit Streifen aus schwarzer Vulkanasche auf der zugefrorenen Gletscherlagune Jökulsárlón auf Island.
Die nördlichsten Teile Islands berühren den Polarkreis auf dem 66. Breitengrad; dort, wo Armadas von Eisbergen im arktischen Ozean der ostgrönländischen Strömung nach Süden treiben. Diese Meeresströmung erreicht fast die Nordwestküste Islands. Die Inlandeiskappen Islands erhalten jährliche Schneefälle von bis zu 15 m. Trotz dieser harschen arktischen Umweltbedingungen herrscht das ganze Jahr über überraschend mildes und gemäßigtes Klima an Islands Küsten. Das liegt daran, dass es inmitten des Nordatlantiks stark von der Warmwasserströmung des Golfstroms beeinflusst wird. Zusätzlich umkreist ein warmer Rezirkulationsarm des Golfstroms, der Irminger Strom, Island gegen den Uhrzeigersinn und verhindert so, dass das Meerwasser gefriert.
Die Regionen um die großen Eiskappen Islands produzieren dagegen ihr eigenes regionales Klima, das durchaus arktisch sein kann. Es wird vor allem durch kalte Winde verursacht, die von den Eiskappen in die Täler und hinaus auf das Meer strömen. Diese von der Schwerkraft angetriebenen katabatischen Winde können Sturmstärke erreichen und die Temperaturen im Vergleich zum Umland drastisch absenken. Dies ist die entscheidende Bedingung dafür, dass das Brackwasser der Lagune des Gletschersees von Jökulsárlón im Winter vollständig zufrieren kann und einen direkten Zugang zu den Eisbergen ermöglicht. Die Häufigkeit und Intensität dieser katabatischen Winde hängt wiederum von den großräumigen meteorologischen Bedingungen ab. So entsteht um die Vatnajökull Eiskappe herum ein regionales und launisches Klimasystem, das zwischen arktischen und gemäßigten Bedingungen hin und her schwankt.
Dieses beeindruckende Eisgewölbe von 7 m Höhe ist der Überrest einer Eishöhle, aus der der Breiðamerkurjökull-Gletscher einst sein Schmelzwasser in den Eissee ergoss. Das Eis ist etwa 1000 Jahre alt und enthält zwei Ascheschichten von den Vulkanausbrüchen der Grímsvötn. Dieser Vulkan ist einer der aktivsten Islands. Er verbirgt sich vollständig unter der Vatnajökull Eiskappe. Sein Einsturzkessel, auch Caldera genannt, enthält unter dem Eis einen See, der niemals gefriert. Seine Ausbrüche sind immer hoch explosiv, weil die glühend heiße Lava in Kontakt mit dem kalten Schmelzwasser kommt. Passiert dies, kommt es zu katastrophalen Schmelzwasserfluten, den Jökulhlaups. Diese Sturzfluten reißen alles im Weg Befindliche mit sich und ergießen sich in den Atlantischen Ozean. Die Lava dagegen verteilt sich als feinste Asche über weite Areale und wird im Gletscher über lange Zeiträume konserviert. Mit dem Tauwetter im Frühjahr wurde dieses Tor zur Arktis von den Gezeiten ins Meer hinausgetragen, wo es in der Brandung des Nordatlantiks für immer verschwand.
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Überreste einer Eishöhle, eingefroren in der isländischen Gletscherlagune
Tor zur Arktis
Januar 2011
Canon 5D MkII, Canon EF-L II 16-35 mm, Blende 16, 25 Sekunden, 50 ASA, Lee neutraler Grauverlaufsfilter, Stativ
- Erleuchtet
- Die Kristallgrotte
- Islands Temperament
- Kristallstrand
- Kunstwerk der Natur
- Zauberhaft in Schwarz
- Eingang ins verzauberte Reich
- Vergänglichkeit
- Gestrandete Juwelen
- Götterdämmerung