Erleuchtet

Die Wintersonne steigt langsam hinter diesem spektakulär geformten Eisberg empor, der während der Ebbe auf dem schwarzen vulkanischen Basaltsand von Jökulsárlón Strandur in Island gestrandet ist.
Zwei kurze Perioden von jeweils etwa drei Wochen im Sommer und im Winter bieten perfekte fotografische Bedingungen auf Island. Dies sind die Mitternachtssonne um den 21. Juni und die Wintersonne um den 21. Dezember, die längsten und kürzesten Tage des Jahres. Beide Perioden bieten bei niedrigen Sonnenständen stundenlang spektakuläres Licht mit scheinbar endlosen Sonnenauf- und -untergängen. Die Sonne wandert im Sommer den nördlichen Horizont und im Winter den Südhorizont entlang. Dieser 180° Richtungswechsel des Lichts beleuchtet die eindrucksvollen Landschaften Islands auf ganz unterschiedliche Art und Weise.
Dieser Eisbergstrand umschließt seewärts die Gletscherlagune Jökulsárlón, die wiederum an die Vatnajökull Eiskappe angrenzt. Am Ausgang der zugefrorenen Gletscherlagune brechen die starken Gezeitenkräfte des Nordatlantiks das Eis der Lagune zweimal am Tag auf. Das ermöglicht einer im Vergleich zum Sommer zwar reduzierten, aber immer noch ausreichenden Anzahl von Eisbergen, den Ozean zu erreichen und bei Ebbe zu stranden. Wenn die Wetterbedingungen passen, führt dies im Winter zu einem ganz besonderen Naturschauspiel. Dann durchleuchtet die Sonne die gestrandeten Eisberge im Gegenlicht. Jede Kristallebene des Eises reflektiert das Sonnenlicht in eine andere Richtung, so dass die Eisberge mal wie Diamanten auf Samt und mal wie Goldnuggets auf dem pechschwarzen basaltischen Lavasand am Strand aufleuchten.
Das Aufleuchten dieses Eisbergs erreicht die tiefsten Tiefen des Herzens und macht die eisige Kälte dieser Landschaft sofort vergessen. Ganz unweigerlich durchströmt einen ein starkes und anhaltendes Gefühl der Erleuchtung.

Januar 2011
Canon 5D MkII, Canon EF-L II 16-35 mm, Blende 16, 1 Sekunde, 50 ASA, Lee neutraler Grauverlaufsfilter, Stativ
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