Gestrandete Juwelen

Zwei kleine Eisberge sind bei Ebbe am Jökulsárlón Strandur auf Island gestrandet. Sie funkeln wie Diamanten auf dem pechschwarzen Lavasand in der Dämmerung des Wintermorgens.
Die Voraussetzungen für spektakuläre Himmelsfarben in der Dämmerung, die die Eisberge auf dem Strand wirkungsvoll in Szene setzen, sind im isländischen Winter nicht leicht anzutreffen. In diesem Fall stand der klare Himmel in Zusammenhang mit einem stationären Tiefdruckgebiet im Nordosten Islands. Die Rotation eines Sturmtiefs gegen den Uhrzeigersinn führt östlich des Tiefdruckzentrums zu einer nordwärts gerichteten Strömung von aufgleitender warmer und feuchter Luft. Diese Luftmasse bringt zumeist bewölktes Wetter und Regen. Im Gegensatz dazu wird der westliche Teil des Tiefs von kalter und trockener Luft dominiert, die nach Süden strömt. Diese im Mittel absinkende kalte Luftmasse bringt zumeist klaren Himmel und eingelagerte Schauer. Wenn die Luftmassen aber Island von Norden her überqueren, blockiert die 1725 m hohe Eiskappe des Vatnajökull diesen Luftstrom. Dies zwingt die Luft an den Nordhängen der Vatnajökull Eiskappe aufzusteigen und führt im Winter zu intensiven und anhaltenden Schneefällen im Norden Islands. Die Südhänge der Vatnajökull-Eiskappe werden dagegen von absinkender und daher trockener Luft dominiert und es entsteht der typische wolkenlose Himmel. Dies ist der bekannte Föhneffekt. In einer Entfernung von mehr als 20 km schwindet dieser Effekt über dem Ozean. Davon zeugen bereits die ersten flachen Wolken am fernen Horizont.
Diese meteorologische Situation ermöglicht spektakuläres Licht während der Dämmerung, in dem diese Eisberge wie gestrandete Juwelen auf dem schwarzen Vulkansand von Jökulsárlón aussehen.

Januar 2011
Canon 5D MkII, Canon EF-L II 16-35 mm, Blende 16, 5 Sekunden, 200 ASA, Lee neutraler Grauverlaufsfilter, Stativ
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