Ausgewachsene Buchen erreichen eine Höhe von 30 bis 45 m und werden erstaunliche 300 bis 500 Jahre alt. Nicht selten erreichen ihre Stammdurchmesser zwei Meter. Derart große Bäume besitzen ausgeprägte Kronen und bilden ein dichtes Blätterdach aus, dass den Waldboden in tiefen Schatten hüllt. Kaum ein Sonnenstrahl erreicht dort je den Boden und an heißen Sommertagen herrscht dort ein erfrischend kühles und feuchtes Klima. Für den Nachwuchs der Bäume ist dieses Klima aber alles andere als ideal, denn es mangelt an dem so nötigen Sonnenlicht. Buchen lösen dieses Problem auf überaus soziale Weise.
Mit ihrem Wurzelwerk kommunizieren sie nicht nur miteinander, sondern helfen sich sogar gegenseitig. So versorgen die alten Bäume die jungen heranwachsenden mit Zuckerlösungen. Der Mangel an Licht lässt die jungen Buchen extrem langsam heranwachsen, was wiederum das lange Leben der Buchen begünstigt. Auch kranke und altersschwache Bäume werden über das ausgedehnte Wurzelwerk von den gesunden Buchen mitversorgt. Das soziale Leben der Bäume im Wald sorgt dafür, dass die Gemeinschaft stärker ist als ein einzelner Baum es je sein könnte. Die Ausgeklügeltheit der Ökosysteme und der Erfindungsreichtum der Natur zeigt sich auch hier wieder einmal im Prinzip der Emergenz, wonach das Ganze immer mehr ist als die Summe seiner Einzelteile.
Wer sich die Zeit nimmt, Buchen mit einem detailverliebten Blick zu betrachten, wird schnell feststellen, dass kein Baum dem anderen gleicht. Ihre außerordentlich weiblichen Wuchsformen und ihre soziale Fürsorge für Artgenossen machen sie zu zauberhaften Gewächsen, die den Namen ‚Mutter des Waldes‘ ganz zurecht tragen. Zudem ist die Buche ist ein wichtiger Wasserversorger für den gesamten Wald. Da die oberen Äste der Buche steil nach oben ragen sammeln sie effektiv das Regenwasser und leiten es wie in einem Trichter zum Stamm herab.
An der glatten Rinde des Baumes gelangt das Wasser zum Waldboden. An regnerischen Tagen kann man dies gut erkennen, da dann die Stämme der Buchen vor Feuchtigkeit und Nässe glänzen. Auf diese Weise sorgen Buchen nicht nur für ihre eigene Wasserversorgung, sondern auch für die der Bodenorganismen in ihrem Wurzelbereich. Auf diese Weise bewässern Buchen den gesamten Wald und tragen erheblich zum Grundwasserspeicher des Waldes bei.
Buchen halten nicht selten auch im Winter noch an ihren Blättern fest. Bei meinen Streifzügen durch die Wälder Norddeutschlands begegnete ich um den Jahreswechsel herum dieser Krone des Waldes im dichten Nebel eines düsteren Tages. Als ich diesen Wald im Frühjahr wieder aufsuchte, hatte die Buche ihre Blätter des letzten Jahres losgelassen und durch eine frische, neongrün leuchtende Blattgeneration ersetzt.