Diamantring

Der Diamantring der totalen Sonnenfinsternis vom 29. März 2006 in Side bei Antalya in der Türkei war spektakulär.
Am oberen linken Rand der Sonne erstrahlt noch die Korona der Sonnenatmosphäre. Sekunden vor Ende der totalen Sonnenfinsternis bricht das erste Sonnenlicht durch ein Kratertal am Mondrand. Dadurch kommt es zum Aufblitzen des Sonnenlichts, dem Diamantring, der nur für Sekundenbruchteile zu sehen ist. Sofort danach kommt das Sonnenlicht an mehreren Stellen zum Vorschein und verursacht den sogenannten Perlschnureffekt, der auch Bailysche Perlen genannt wird. Die nun schlagartig zunehmende Helligkeit der Sonne beendet die Sonnenfinsternis, da der Kernschatten mit 2000 km/h davonrast.
Die Beschreibung von Adalbert Stifter aus dem Jahre 1842 könnte es nicht besser zusammenfassen: „Es gibt Dinge, die man fünfzig Jahre weiß, und im einundfünfzigsten erstaunt man über die Schwere und Furchtbarkeit ihres Inhaltes. Ich wußte, um soundso viel Uhr trete der Mond unter der Sonne weg und auf Erden wird es da immer finsterer und finsterer, bis wieder am andern Ende die Sonnensichel erscheint und wächst, und das Licht auf Erden nach und nach wieder zum vollen Tag anschwillt – dies alles wußte ich voraus, und zwar so gut, daß ich eine totale Sonnenfinsternis im voraus so treu beschreiben zu können vermeinte, als hätte ich sie bereits gesehen. Aber, da sie nun wirklich eintraf und ich die Erscheinung mit eigenen Augen anblickte, da geschahen freilich ganz andere Dinge, an die ich weder wachend noch träumend gedacht hatte, an die keiner denkt, der das Wunder nicht gesehen. Nie und nie in meinem ganzen Leben war ich so erschüttert, von Schauer und Erhabenheit so erschüttert, wie in diesen zwei Minuten, es war nicht anders, als hätte Gott auf einmal ein deutliches Wort gesprochen und ich hätte es verstanden. Dieser Moment war es eigentlich, der wahrhaft herzzermalmend wirkte, es war der Moment, da Gott redete und die Menchen horchten. Das Holdeste, was ich je an Lichtwirkung sah. Ein Mann, ein ernster fester Mann, hat mir später gesagt, daß ihm die Tränen herabronnen. Ich habe immer die alten Beschreibungen von Sonnenfinsternissen für übertrieben gehalten, so wie vielleicht in späterer Zeit diese für übertrieben wird gehalten werden; aber alle, so wie diese, sind weit hinter der Wahrheit zurück“.
Aufgrund dieses tiefen Eindrucks einer Sonnenfinsternis ist es absolut notwendig, die fotografische Handhabung der Kamera in und auswendig zu beherrschen. Ich habe die dies unzählige Male in einem abgedunkelten Raum getestet. Nur so können fatale Fehler während der unglaublich kurzen und unwiederbringlichen drei Minuten der Finsternis vermieden werden.

März 2006
Canon 20D, Canon EF-L 100-400 mm, Blende 8, 1/15 Sekunde, 100 ASA, Larson-Sekanina Filter, Stativ
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