In unseren Wurzeln vereint

Im August steigt die Milchstraße steil über dem Monte Rosa-Massiv der Schweizer Alpen auf. Jupiter und Saturn leuchten hell über dem Bergkamm, eine Sternschnuppe der Perseiden fällt mitten durch die Milchstraße und hoch am linken Bildrand leuchtet Andromeda, unsere Nachbargalaxie in zweieinhalb Millionen Lichtjahren Entfernung.

Der Gornergletscher durchzieht das weite Tal wie ein Fluss aus Eis, der Schwerkraft ins Tal folgend. Über Jahrtausende hat er sich sein Bett in den Fels gearbeitet und damit die Landschaft maßgeblich geformt. Geprägt von der schürfenden Kraft der Gletscher erzählt diese über 4500 Meter hohe Gipfelwelt von ständigem Wandel im Laufe der Zeit, doch nie zuvor mit der Geschwindigkeit, die wir mit dem Klimawandel vorgeben. Über 350 Meter hat sich die Nullgradgrenze bereits angehoben, was bedeutet, dass dieser majestätische Talgletscher unrettbar verloren ist. In den letzten Sommern schmolzen über zehn Prozent des verbliebenen Eises der Alpen, was mehr ist, als die Eisschmelze der letzten 30 Jahre zusammengenommen.

Unsere Erde ist ein Wunderwerk. Auf ihr, als auch in ihr hat sich über Milliarden Jahre hinweg ein fein balanciertes Gleichgewicht aus Plattentektonik und den ineinander verzahnten Kreisläufen von Gestein, Wasser, Kohlenstoff und Nährstoffen eingestellt, in denen das Leben nicht nur seinen dauerhaften Platz gefunden hat, sondern regulierend und erhaltend mitwirkt. In diesem dynamischen System ist alles miteinander vernetzt und ermöglicht das Leben nicht nur, sondern schützt und erhält es.

Mit dem Blick von diesem Grat auf Landschaft und in die Tiefen des Alls wird deutlich: Wir teilen nicht nur einen gemeinsamen Planeten, wir teilen auch einen Ursprung: Alles woraus wir bestehen, stammt aus den Elementen explodierter Sterne. Wir sind im wahrsten Sinne des Wortes Sternenstaub. Es ist diese Erkenntnis, die sich im Englischen so charmant ausdrückt: Earth is the Mother We Share. Nicht im romantischen Sinn. Sondern im ganz realen: Wir hängen existenziell von ihr ab. Von ihrer Stabilität, ihrer Selbstregulation, ihrer Großzügigkeit. Wir stehen nicht über den Dingen, wir sein ein Teil davon. Und genau hier – zwischen Gletscher, Gebirge und Sternen wird das besonders deutlich erfahrbar.

Alpen Galerie » In unseren Wurzeln vereint