Eingang ins verzauberte Reich

Der Zugang zu dieser außerirdisch anmutenden Eishöhle mit ihren tiefblauen Schmelzwasserformen und beeindruckenden 50 m Länge, 10 m Breite und 1.8 m Höhe im Svínafellsjökull Gletscher im isländischen Skaftafell löst ein ehrfurchtgebietendes Gefühl aus.
Der bis zu 1000 Jahre alte Schnee hat sich zu hochverdichtetem Gletschereis umgewandelt, das fast keine Luftblasen mehr enthält. Es absorbiert dadurch den größten Teil der Wellenlängen des sichtbaren Lichts bis auf das kürzeste Blau, das gestreut wird. Daher erscheint diese Eisgrotte in diesem unglaublichen Tiefblau. Sie entstand durch eine Gletschermühle, Moulin genannt. Regen- und Schmelzwasser auf der Gletscheroberfläche sammeln sich zu Bächen, die durch Spalten in den Gletscher eindringen. Solche Wasserfälle im Gletscher schmelzen tiefe Löcher in das Eis. Das sich ansammelnde Schmelzwasser fließt immer weiter in den Gletscher hinein und bildet dabei lange Schmelzwassertunnel an seinem Grund. Die Turbulenzen des fließenden und sich seinen Weg bahnenden Schmelzwassers führen zu diesen unwirklich anmutenden Formen in der Höhle. Am Ende des Gletschers fließt das Wasser aus einem Gletschertor hinaus und ermöglicht den Blick zurück in die Eishöhle. Durch die schnelle Bewegung des Gletschers von einem Meter pro Tag über unebenes Gelände riss diese Eishöhle an ihrem hinteren Ende eine tiefe Spalte im Eis auf. Durch diese Sérac genannte Spalte fiel indirekt reflektiertes Tageslicht von hinten in die Eishöhle und leuchtete diese homogen aus.
Die feinkörnigen Sedimente im Wasser und die vom Wind verfrachtete Vulkanasche lassen den gefrorenen Schmelzwasserstrom am Boden der Höhle in einer schlammigen bräunlichen Farbe erscheinen.
Dieser Anblick und die ständigen Knackgeräusche im kriechenden Eis machen es unmöglich, sich dem überwältigenden Eindruck dieser Eishöhle zu entziehen.

Januar 2011
Canon 5D MkII, Canon EF-L II 16-35 mm, Blende 16, 30 Sekunden, 50 ASA, Stativ
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