Kristallstrand

Die gestrandeten Eisberge am Jökulsárlón Strandur auf Island sind die Überreste der Vatnajökull Eiskappe und des Breiðamerkurjökull Gletschers, der im Gletschersee von Jökulsárlón endet. Der See erstreckt sich über etwa 20 km unter dem östlichen Teil des Gletschers, wodurch dieser teilweise aufschwimmt. Die Lagune von Jökulsárlón ist gefüllt mit Eisbergen, die unablässig von der Gletscherstirn kalben. Die Gletscherlagune befindet sich auf Meereshöhe und verbindet sich mit dem offenen Ozean des Nordatlantiks über den 500 m langen Flusskanal, der Jökulsá. Der Fluss durchschneidet die Gletscherendmoränen, die den See aufstauen.
Dieser Kanal entstand während sporadisch auftretender sintflutartiger Schmelzwasserausbrüche, den Jökulhlaups. Sie treten auf, wenn Vulkane unter dem Eis der Vatnajökull Eiskappe ausbrechen und das Eis schlagartig zum Schmelzen bringen. Während der Flut kann so das salzige Meerwasser mit hoher Geschwindigkeit durch den Kanal in die Lagune strömen, wodurch sich der Seespiegel deutlich erhöht.
Mit Beginn der Ebbe strömt das Seewasser durch den Kanal zurück in den Ozean und transportiert bis zu 5 m hohe Eisberge hinaus in den Atlantik. Diese Eisberge sind sofort der starken Brandung ausgesetzt. Durch den Wellenschlag werden die Eisberge unter beeindruckenden Geräuschen in kleinere Stücke gebrochen. Bei Ebbe stranden die Überreste dieser Eisberge auf dem schwarzen Lavasand. Die Szenerie erinnert an einen, mit Kristallsplittern übersäten, Vorhang aus Samt. Dieser Eisberg besticht durch ein spektakuläres Loch, durch das die fernen Vulkane zu sehen sind. Für wenige Stunden lag dieser wunderschöne Eisberg von 1.5 m Höhe im Mittsommer in der Abenddämmerung gegen Mitternacht am Strand, bevor er von der Brandung des Atlantiks für immer zerstört wurde.

Juli 2010
Canon 5D MkII, Canon EF-L 16-35 mm, Blende 16, 10 Sekunden, 50 ASA, Lee neutraler Grauverlaufsfilter, Stativ
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