Manchmal genügt ein einziger Blick, um etwas zu begreifen, das Worte kaum fassen können. Da sitzt er, still im Gras, ein junger Polarfuchs inmitten der weiten, windumtosten Landschaft seiner isländischen Heimat. Und in seinem Blick liegt etwas, das uns tief berührt – eine sanftmütige stille Wärme, ein ausdrucksstarkes waches Verstehen, ein weises Wissen.
Wir Menschen sind empfänglich für solche Blicke. Für Wesen wie diesen kleinen Fuchs, der uns anschaut, als hätte er längst verstanden, was uns so oft entgeht: Dass wir untrennbar verbunden sind mit der Erde, der Natur und allem was lebt, dass wir ein Teil des Ganzen sind.
Der Polarfuchs (Vulpes lagopus) ist Islands einziges einheimisches Landraubtier. Sein Sommerfell ist erdig braun, im Winter schneeweiß. Er trotzt eisigen Stürmen, langer Dunkelheit und karger Nahrung mit einer Resilienz, die bewundernswert ist. Sein Lebensraum reicht von den kühlen Küstenebenen bis ins raue Hochland – doch auch hier wird sein Überleben zunehmend schwieriger: Der Klimawandel verändert selbst diese entlegensten Winkel der Erde.
Und so führt uns der Blick dieses jungen Fuchses zurück zu einer größeren Frage: Was wäre, wenn wir als Menschheit die Erde nicht mehr als einen toten Gesteinsbrocken betrachten würden, der leblos seinen Bahnen durchs All zieht – sondern als einen lebendigen Organismus, als unsere Mutter Erde? Wenn wir sie nicht mehr als Rohstofflieferanten und Müllkippe missbrauchen würden, sondern sie emphatisch und liebevoll schützen würden, so wie wir reflexhaft diesen Polarfuchs betrachten.
Wir schützen, was wir lieben. Aber wir lieben nur dass, was wir gut kennen.
Vielleicht sollten wir damit beginnen, unsere Erde ganz neu kennenzulernen – durch die Augen dieses kleinen Fuchses, der uns zeigt, wie still Mitgefühl sein kann. Und wie groß.